Schüttgüter für den Einsatz beim Teppichbahning

Rampen, Brücken, Podeste, Ladung und Verladung, Car-System
Enno
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Schüttgüter für den Einsatz beim Teppichbahning

Beitrag von Enno » 31 Aug 2011 14:12

Welche Schüttgüter eignen sich für den Einsatz beim Teppichbahning?
Welche Kriterien müssen sie erfüllen?

Materialeigenschaften
Für die Schüttgüter beim Teppichbahning sind folgende Eigenschaften wichtig:
1.) Körnigkeit
2.) Kornform
3.) Korngröße

Ob sich ein bestimmtes Marerial für die Beladung, den Transport und die Entladung mit der Modelleisenbahn eignet hängt entscheidend von der Körnigkeit ab.
Mehl ist z.B. sehr fein, fließt aber schlecht, da es so fein ist, dass sich Klumpen bilden.
Feiner trockener Sand fließt gut, hat aber eine zu geringe Korngröße. Der Sand rieselt während der Fahrt aus den Waggonklappen. Sand ist also zu feinkörnig.
Zucker und Salz sind gröber, haben aber nicht die richtige Kornform. Beide Stoffe sind zu unregelmäßig "eckig" geformt. Zudem haben Zucker und Salz den Nachteil, dass beide Stoffe über längere Zeiträume Wasser anziehend sind und bei sehr hoher Lufteuchte zerfließen.
Zucker klebt dann. Salz führt zu Korrosion an den Metallteilen der Schienen und Fahrzeuge.

Die Schüttgüter müssen also auch eine bestimmte Korngröße haben.
Sind die Körner zu groß, dann fließt das Schüttgut nicht, weil sich in engen Spalten (z.B. Entladeklappe beim Waggon) und Kanälen (z.B. Auslass und Trichter im Silo) sogenannte Brücken aufbauen. Die Körner verkeilen an den Engpässen. Es kommt zur Verstopfung. Weizen, Hafer, Gerste und Reis sind z.B. zu grob für die Verwendung bei Wagen im Maßstab 1:87.

Als geeignete Stoffe mit der passenden Korngröße haben sich Mohn, Amarant, Hirse und Raps herausgestellt.
Alle vier haben eine fast kugelige Kornform, sind relativ hart und fließen deshalb im trockenen Zustand gut.
Mohn und Amarant haben einen ungefähren Korndurchmesser von 0,5 mm. Der Durchmesser der Hirsekörner beträgt ca 1 mm, bei Raps sind es 1,5 bis 2mm.

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Schüttdichte von Mohn, Amarant und Hirse
Stoff        Volumen      Gewicht     Schüttdichte    Volumenbedarf 
               [ml]         [g]           [g/ml]         für 100 g
Mohn           200          128            0,64           ~ 156 ml
Amarant        200          175            0,88           ~ 114 ml
Hirse          200          162            0,81           ~ 123 ml
Raps           200          136            0,68           ~ 147 ml
(Abweichungen / Schwankungen bei den obigen Angaben sind möglich da Faktoren wie Rütteldichte, Feuchtegehalt einfließen. Alle Ladegüter sind Naturprodukte und haben daher keine 100% konstanten Eigenschaften!)

Als nachteilig erweisen sich bei Mohn, Amarant, Hirse und Raps, dass sich die Körner beim Fließen über Kunststoffoberflächen elektrostatisch aufladen. Dies läßt sich aber nicht vermeiden. Die Größe und Stabilität der elektrostatischen Aufladung hängt von den Kunsttstoffen und der Luftfeuchtigkeit ab.
Bei trockner Heizungsluft im Winter ist sie ausgeprägter als im Sommer bei schwül-warmem Wetter.
Bei Mohn kann als ölhaltige Frucht auch noch der Effekt auftreten, das aus zerdrückten / eingeklemmten Körnern das Öl dann auf der Oberfläche haftet und die Körner deshalb untereinander verkleben oder auch an der Oberfläche des Waggons oder Silos kleben bleiben.
Bei Raps kann dieses Problem prinzipiell auch auftreten; die Rapskörner verklemmen sich wegen ihrer Größe nicht so leicht und sind in ihrer Struktur auch etwas stabiler als Mohn.

Editiert: Schüttdichten neu bestimmt, alle Daten aktualisert und die für Raps hinzugefügt.
Zuletzt geändert von Enno am 23 Okt 2012 19:17, insgesamt 6-mal geändert.

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Re: Schüttgüter für den Einsatz beim Teppichbahning

Beitrag von Ehemaliger Benutzer » 31 Aug 2011 14:25

Mir fällt als Material noch Kork ein, z.B. von Trittschallschutz. Der lässt sich leicht verreiben und hat dann eine brauchbare Körnigkeit.
Nur die Farbe. Vielleicht mit stark verdünnter Dispersionfarbe einfärben und auf der Heizung gut trocknen lassen. So könnte vielleicht Kohle, Eisenerz oder sonstige grobe Schüttgüter hergestellt werden.

Guido

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Re: Schüttgüter für den Einsatz beim Teppichbahning

Beitrag von Peter Müller » 24 Okt 2011 00:08

Enno hat geschrieben:Als nachteilig erweisen sich bei Mohn, Amarant und Hirse, dass sich die Körner beim fließen über Kunststoffoberflächen elektrostatisch aufladen.
Das halte ich für das größte oder auch einzige Problem von Mohn. Bei uns in den Schachteln bildet der Mohn schon kleine Grüppchen, ähnlich wie Moleküle aussehen.
Grüße, Peter


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Re: Schüttgüter für den Einsatz beim Teppichbahning

Beitrag von Handschuh » 24 Okt 2011 11:55

Es muss sich doch irgendwie eine statische Abweisung herbeiführen lassen? Kann doch nicht sein, dass das ein Problem darstellt... grrrr böse Physik *peitsch*
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Re: Schüttgüter für den Einsatz beim Teppichbahning

Beitrag von Peter Müller » 24 Okt 2011 12:17

Handschuh hat geschrieben:Es muss sich doch irgendwie eine statische Abweisung herbeiführen lassen ...
Sozusagen das Gegenteil von einem elektrostatischen Begrasungsgerät.
Grüße, Peter


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Re: Schüttgüter für den Einsatz beim Teppichbahning

Beitrag von Ehemaliger Benutzer » 24 Okt 2011 12:41

Wir müssten mal herausfinden, was sich wie statisch auflädt.

Sind es die Mohnkörner untereinander?

Sind es die Mohnkörner im Zusammenspiel mit dem Kunststoff des Schüttgutwagens?

Im letzteren Fall hätte ich foldende Idee:

Den Schüttgutwagen von innen mit Alufolie zumindest teilweise auskleiden und elektrisch (dünner Kupferdraht) bei Wechselstrom-Achsen an den Achsen erden. Würde aber nicht bei 2L-Betrieb helfen.

Kann ich hier aber mangels Schüttgutwagen nicht testen :(


Guido

P.S.
Bei genauem Nachdenken komme ich zu dem Schluss, dass dieser Tipp allenfalls theoretisch umsetzbar ist. :evil:

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Re: Schüttgüter für den Einsatz beim Teppichbahning

Beitrag von Handschuh » 24 Okt 2011 19:39

Ich hatte schonmal vorgeschlagen, zumindest die Silo-Innenwände zu erden. Das würde vielleicht ein bißchen helfen.
Wenn man bedenkt, dass der Mohn ja mehrfach ver- und entladen wird im laufe eines Spieltages.
Die Idee mit den Waggons ist schon nicht ganz doof, aber halt tierisch aufwendig!
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Re: Schüttgüter für den Einsatz beim Teppichbahning

Beitrag von Enno » 24 Okt 2011 23:13

Peter hat geschrieben:Das halte ich für das größte oder auch einzige Problem von Mohn. Bei uns in den Schachteln bildet der Mohn schon kleine Grüppchen, ähnlich wie Moleküle aussehen.
Bei Mohn gibt es neben der elektrostatischen Aufladung noch eine weitere unangenehme Eigenschaft, die zum Zusammenkleben der Körner untereinander oder an der Bordwand führt:
Die Mohnkörner sind ölhaltig.
(Wenn man zwischen einem gefalteten Papier einige Mohnkörner zerdrückt, kann man auf dem Papier kleine Ölflecken sehen. Dass es Öl ist und kein Wasser kann man feststellen, wenn man das Papier auf die Heizung legt. Wasser würde verdunsten und die Flecken würden wieder verschwinden).
Aus beschädigten Körner oder durch Temperaturwechsel, oder Alterung diffundiert das Öl nach außen. Auf der Oberfläche der Mohnkörner bewirkt das Öl, dass die Körner aneinander haften. bzw auch an der Bordwand der Wagen.
Dieses Anbacken habe ich auch schon beobachtet. Es tritt aber nur dann auf, wenn die Ladung in den Wagen für eine längere Zeit verbleibt. Wenn der Mohn in Bewegung ist, ist tritt das Problem nicht auf.

Ich habe aber auch noch eine weitere Quelle "geortet", die dazu führt, das die Mohnkörner zusammenhängen.
Bei einer größeren Menge Mohn, die ich in einer Schüssel gelagert hatte, waren kleine Würmer drin, die begonnen hatten sich einzuspinnen. Durch die Spinnfäden kleben die Mohnkörner auch zusammen. Um den Würmern den Garaus zumachen, habe ich den gesamten Mohn 5 Minuten bei höchster Stufe in der Mikrowelle erhitzt. Das mochten die Viehcherchen gar nicht. Ettliche war es im Mohn zu heiß und sie haben versucht an die "kühlere" Oberfläche zu entkommen - aber auch dort wurden sie von den Mikrowellen "gekocht".
Danach habe ich den Mohn nochmal durch ein Küchensieb gesiebt und gut ist`s.

Es ist also nicht immer die "böse" Elektrostatik, die Probleme bereitet.

---
Editiert: 29.03.2012: Schreibfehler behoben
Zuletzt geändert von Enno am 29 Mär 2012 19:17, insgesamt 2-mal geändert.

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Re: Schüttgüter für den Einsatz beim Teppichbahning

Beitrag von Flo K » 08 Dez 2011 02:05

Hallo Enno

Coole Tipps!
Ich werde meinen Mohn, obwohl er bislang keine dieser biologischen Probleme gezeigt hat, auch mal profilaktisch in der Mikrowelle bestrahlen! Die Idee ist genial!

Danke

Flo
... wenn man zu viel unter den Teppich kehrt, leidet darunter irgendwann die Gleislage!

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Re: Schüttgüter für den Einsatz beim Teppichbahning

Beitrag von Peter Müller » 28 Mär 2012 22:16

Hi Enno,

hast Du schon mal Kunststoffgranulat getestet? Eventuell bekomme ich bald mal eine Tüte - oder Du treibst eine Quelle auf. *Hier* berichtet der "Vorkoster".
Grüße, Peter


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